GÖCEK 2012 (5)



4.  Tag (Dienstag, 12.06.2012)  KAPI CREEK – EKINCIK LIMANI (MY MARINA)

Beep beep! Das kann doch nicht sein! Das ist sicher ein Traum. Ich drehe mich nochmals um, aber da ertönt schon der bestimmte Ruf: Tagwache! Wir sind selbst schuld, wenn wir uns solche Tagesziele setzen.
Aber sehen wir mal das Positive: Es ist ein wunderschöner, ruhiger Morgen und wir können beim Frühstück Fischer beobachten, die auslaufen. 
Bald sind auch wir soweit und bereits um 0750 Uhr (!) heisst es: Leinen los.
Jetzt fahren wir bereits zum 3. Mal durch die gleiche Passage zwischen den Inseln. 
Aber heute sind wir ganz allein hier. Draussen erwartet uns nur wenig Wind. Gut, dass wir so zeitig losgefahren sind.
Offenbar hat jemand die tägliche Ration für Neptun allzu knapp bemessen. Der Wind lässt nämlich wieder nach und wir können unsere „Toundra“ kaum auf Kurs halten. Und ausgerechnet jetzt kommt uns ein Gület auf Kollisionskurs entgegen. Sieht er uns? Ja, es scheint so, er dreht etwas ab. Doch in diesem Moment lässt der Wind nochmals etwas nach, sodass wir kaum noch manövrierfähig sind. Wird der Gületkapitan die Situation erkennen und nochmals etwas abdrehen? Nein, das darf doch nicht wahr sein, er fährt direkt auf uns zu. Der Abstand wird immer kleiner, jetzt müssen wir aber schleunigst die Maschine starten und ein „Manöver des letzten Augenblicks“ fahren. Puh! Nochmals gutgegangen. Als wir neben dem Gület sind, schreit uns der Kapitän einige Nettigkeiten auf Türkisch herüber und wir schreien etwas Ähnliches auf Englisch zurück und jeder zieht weiter seines Weges.

Da der Motor schon mal läuft, packen wir die Genua ein und fahren Richtung Tagesziel. Einige zollen dem frühen Aufstehen Tribut und dösen vor sich hin. Aber bald melden sich Hunger und Durst. Gut, dass wir Wurst, Käse und Wein haben – und Pistazien!


Bereits um 1520 Uhr legen wir am Steg der My Marina in Ekincik Limani an. Da es sehr heiss ist und die Marina Stromanschluss besitzt, beschliessen wir, die 20 türkischen Lira zu investieren, damit der Kühlschrank auch wirklich kühl bleibt. Schon hört man die ersten Klagen, was die Pistazien zum Anlegebier betrifft. Die einen fürchten um ihre Fingernägel vom Nüsse öffnen, die anderen erwarten Hornhaut an den Fingern bis zum Ende der Woche, wenn das so weitergeht. Das sind Probleme!
Auch hier haben wir wieder einen wirklich schönen Platz gefunden. Die ganze Anlage ist  eingebettet in eine parkähnliche Landschaft. Wir sind umringt von gut erhaltenen Ruinen und verschiedenen, in allen Farben blühenden Pflanzen. 

Auch einen kleinen Laden und sogar Duschen gibt es hier. Und am höchsten Punkt befindet sich das Restaurant mit perfekter Aussicht auf die Bucht.
Die Dusche selbst verdient es, speziell erwähnt zu werden. Am Eingang sitzt ein Angestellter und verlangt nachdrücklich, dass wir unsere Schuhe ausziehen und unbequeme, hohe Holzschlarpen anziehen. Was für ein Gelächter, als wir versuchen, uns umständlich fortzubewegen. Jeder Schritt ist ein Ereignis. Die Räumlichkeiten sind geschmackvoll eingerichtet. In einem Vorraum kann man sogar auf einem Kamelsattel Platz nehmen.
Den Aufstieg zum Restaurant nehmen wir am Abend gerne in Kauf. Wir werden belohnt mit einem schönen Sonnenuntergang, den wir beim Nachtessen bewundern können. 
Und all dies bei einem exzellenten Service und hervorragendem Menu. Zuerst werden wir gefragt, welchen Wein wir wollen. Da wir aber noch nicht wissen, was wir essen wollen, stellen wir diese Entscheidung zurück. Jetzt wird ein Servierwagen mit verschiedenen Fischen präsentiert. Wir wählen den Passenden aus (was gar nicht so leicht ist bei dieser leckeren Auswahl) und sogleich wird der nächste Servierwagen herangefahren. Da sind verschiedene Weine darauf. Da wir alle nicht kennen, wählen wir auf gut Glück einen – zur Abwechslung – Rotwein aus. Dieser wird dann sehr warm serviert und muss zuerst abkühlen! Er schmeckt aber hervorragend, wir bestellen später noch eine Flasche. Und er wird sogar noch dekantiert! 
Jetzt sind die Vorspeisen dran. Auch diese werden auf einem Servierwagen präsentiert und kommentiert. 
Und am Schluss kommt natürlich der Dessertwagen.
Zufrieden kehren wir zum Boot zurück und diskutieren beim Schlummertrunk, um welche Zeit wir morgen aufstehen sollen. Wir wollen wieder zurück in die Region, die wir am Morgen verlassen haben. 

Tagesweg: Motor 25 / Segeln 7 / Total 32 Meilen

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