4. Tag (Dienstag, 25.06.2013) LUMBARDA – JELSA (HVAR)
Der Regen hat sich verzogen, wir können weiter, ohne dass
wir völlig andere Kleider montieren müssen. Das war die positive Nachricht. Die
negative betrifft den Wind. Die Wetterfrösche erwarten nur sehr wenig Wind, und
wenn, dann aus einer für uns ungünstigen Richtung. Schade. Na wir werden sehen.
Auf jeden Fall wollen wir auf die andere Seite der Insel Hvar. Leider gibt es
da nicht viele Häfen. Eine längere Strecke erwartet uns. Die Alternative wäre,
nach Hvar zu fahren. Da waren wir aber schon beim letzten Törn und wir wollen
lieber etwas anderes sehen.
Um 09.45 Uhr legen wir ab. Draussen treffen wir nur Wind von
1 Bft. an. Deshalb bleiben die Segel eingepackt. Zum Glück haben wir einen
Autopiloten. Das erspart uns langweiliges Rudergehen. So können wir die
Landschaft bestaunen, die langsam an uns vorüberzieht.
Wir müssen um 2 Kaps herumfahren. Komischerweise stellen wir
keinen Kapeffekt des Windes fest. Auch kein Düseneffekt zwischen den Inseln.
Nur bleierne Stille und spiegelglatte See. Ist das womöglich die Ruhe vor dem
Sturm?
Jetzt endlich kommt etwas Wind auf. Wir überlegen uns, ob
wir die Segel benützen wollen. Wäre ja viel schöner ohne Motorengeräusch
vorwärts zu kommen. Aber wir sind doch noch recht weit von unserem Ziel
entfernt. Es ist wohl besser, wenn wir vorläufig noch etwas Strecke gutmachen und
uns erst später dem Vergnügen widmen. Zumal der Wind nicht aus einer optimalen
Richtung kommt. Und jetzt dreht er sogar noch. Wir haben ihn voll auf die
Schnauze. Das hiesse: langwieriges Aufkreuzen. Also bleiben wir ein Motorboot.
Der Wind nimmt zu. Und nimmt zu. Und nimmt zu. Gut, haben
wir rechtzeitig die Sprayhood aufgemacht, denn plötzlich kommt eine grosse
Welle und spritzt bis ins Cockpit. Und der Wind nimmt zu. Schon gibt es eine
anständige Schaukelei. Die Drehzahl des Motors muss erhöht werden, sonst
bleiben wir praktisch stehen. Und der Wind nimmt zu. Wir erreichen bereits 5
Bft. So kämpfen wir uns langsam unserem Ziel entgegen.
Endlich erreichen wir Jelsa. In der Zwischenzeit ist es
17.45 Uhr geworden. Wir machen uns bereit für das Anlegemanöver. Wie immer
römisch/katholisch mit Muring. Obwohl der Hafen gut geschützt ist, ist der Wind
trotzdem noch ziemlich stark. Auf jeden Fall so, dass wir uns keine Fehler
erlauben dürfen. Zum Glück ist ein hilfsbereiter Marinero zur Stelle, der
unsere Leine in Empfang nimmt. Das klappt leider nicht beim ersten Mal. Unsere
Leinenwerferin wirft die Leine etwas zu kurz, was dem Mann am Steg nur ein
verächtliches „tztztz“ entlockt. Also fahren wir nochmals weg und machen einen
2. Versuch. Diesmal klappt es und auch der Muringmann kann die Muring
festmachen. Uff, geschafft. Nein, noch nicht ganz. Da viel Wind erwartet wird
müssen wir sogar eine 2. Muring montieren. Das ist auf jeden Fall sicherer so.
Jetzt können wir uns dem Hafenkino widmen und stellen fest,
dass wir unsere Arbeit im Vergleich zu anderen Crews gar nicht so schlecht
gemacht haben. Am meisten aber amüsieren uns die Kommentare des Marineros. Sein
„go, Johnny, go!“ hallt noch immer in unseren Ohren…
Nicht lange nach dem Anlegen – das ist ja meistens so –
beruhigt sich das Wetter und wir können einen schönen, lauschigen Abend
geniessen.
Am Hafen gibt es diverse Marktstände. Einigen von uns fällt
es nicht leicht, dem Sammlertrieb zu widerstehen.
Wir streunen durch die Gassen
und finden einen Wegweiser zu einer Konoba. Das tönt vielversprechend, also
folgen wir dem Pfeil. Wir müssen eine recht grosse Strecke zurücklegen und
landen unten an einer Treppe. Ist es wirklich da? Sollen wir wirklich da
hinauf? Gut, haben wir den Versuch gemacht, denn wir haben ein ganz spezielles
Restaurant gefunden. Wir sind zwar in einem Hinterhof, aber die Terrasse ist
sehr schön gemacht. Hier und auch im Restaurant drin stehen überall
Arbeitsutensilien von früher herum.
Der Wirt spricht etwas Deutsch. Er war für einige Zeit in
Deutschland tätig. Auch seine Tochter, die uns bedient spricht unsere Sprache.
Sie erklären uns, dass nicht nur die Konoba ein Familienbetrieb ist, sondern
dass sie auch einen eigenen Rebberg und viele Olivenbäume bewirtschaften. Viel
Arbeit. Aber das Ergebnis kann sich sehen lassen.
Wir lassen uns im Garten kulinarisch verwöhnen. Unnötig zu
erwähnen, dass auch diese Mahlzeit hervorragend war. Und das nicht nur wegen dem
Grappa, den uns der Chef offeriert (er ist selbstverständlich selbst gebrannt).
Nein, das ganze Ambiente stimmt. Die gute Stimmung kann auch ein Gast nicht
stören, der offenbar etwas viel getrunken hat, sich an unseren Tisch setzt und
deutsche Lieder singt. Nach einer Weile bittet ihn der Wirt höflich, zu gehen,
was er auch macht. Hier hätten wir es noch lange ausgehalten, aber irgendwann
ist es auch für uns Zeit zu gehen.
Tagesweg: Motor 45.6 / Segeln 0.0 / Total 45.6 Meilen
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