KANAREN 2011 (5)



4./5.  Tag (Dienstag/Mittwoch, 12./13.04.2011)  SANTA CRUZ DE LA PALMA - SAN SEBASTIAN DE LA GOMERA


Tatsächlich, es klappt: am Mittag ist das Ersatzsegel eingetroffen. Es ist zwar ein noch älteres Modell als dasjenige, das wir soeben abmontiert hatten, aber wir hoffen natürlich, dass es mindestens für den Rest der Woche hält.

Jetzt stellt sich allerdings die Frage, wie wir den restlichen Tag ausnützen wollen. Nach einigem Hin und Her entscheiden wir uns für eine Fahrt zur Insel El Hierro. Wir wollen den tollen Wind ausnützen, vor allem weil er gemäss Voraussage in den nächsten Tagen deutlich zurückgehen wird. Das heisst aber, dass ein Nachtschlag notwendig ist, weil die Entfernung für eine Tagesreise zu gross ist.

Also relaxen wir noch etwas und genehmigen uns ein feines Nachtessen. Unser „Mister lonely planet“ führt uns zielsicher zum wohl besten Restaurant der Stadt.

Um sicher abzulegen, müssen wir das Boot verholen. Das ist gar nicht so einfach mit den z.T. zu kurzen Leinen und erfordert einiges an Improvisation. Aber selbstverständlich schaffen wir auch diese Hürde und um 18 Uhr verlassen wir den Hafen. Bald schon setzt die Dämmerung ein und wir segeln mit freudiger Erwartung in die Nacht.

23 Uhr: Halse
03 Uhr: der Wind nimmt zu, wir müssen reffen! Ist da ein Elmsfeuer an der Mastspitze zu erkennen?
05 Uhr: der Bildschirm des Plotters fängt an zu flackern und wird kurz darauf schwarz! Na toll, aber wir haben ja noch das Hand-GPS, also kein grosses Problem, nur etwas mühsamer zum Navigieren. Wir prüfen den Ladezustand der Batterien und nehmen erstaunt zur Kenntnis, dass die Spannung rapide abgefallen ist. Und noch während wir uns Gedanken machen über die Ursache, beginnen auch die übrigen Anzeigen zu flackern und geben gleich darauf den Geist auf.
Sehr gut! Keine Windanzeige und keine Kompassbeleuchtung! Und zu allem Überfluss versagt auch noch die Stirnlampe des Steuermanns. Da hinten war doch der Klabautermann zu sehen, oder? Jetzt wird es schon etwas ungemütlich, zusammen meistern wir aber auch diese Situation (Stirnlampe ersetzen / Kurs finden und mit Kompass fahren / Motor laufen lassen um die Batterien zu laden).
Aber was ist denn jetzt wieder los? Die Batterien werden nicht aufgeladen sondern ENTLADEN! Sogar die Starterbatterie verliert Spannung! Somit entscheiden wir, den Motor nicht mehr auszuschalten, bis wir im Hafen sind, da wir nicht sicher sind, ob wir ihn wieder starten können! Im Weiteren entschliessen wir uns, nicht nach El Hierro zu fahren (weil wir da keine Reparaturmöglichkeiten erwarten), sondern wieder zurück nach La Gomera zu steuern. Nun, zu Kolumbus‘ Zeiten war hinter El Hierro ja ohnehin das Ende der Welt und wir wollen auf keinen Fall über den Rand hinunterfallen. Es ist sicher besser so.

So fahren wir also unter Segeln, aber mit laufendem, ausgekuppeltem Motor wieder Richtung San Sebastian de la Gomera (wir hätten vielleicht doch besser ein Motorboot gechartert). Dabei hätten nur noch ca. 10 Meilen gefehlt bis ans Ende der Welt! Stattdessen haben wir ein paar unerwartete zusätzliche Stunden Arbeit ohne Pause vor uns.
Aber das Glück wendet sich zu unseren Gunsten: Neptun schickt uns eine Schule Delfine und diese gelten ja gemeinhin als gutes Zeichen.
Wir freuen uns sehr über die verspielten Tiere und verfolgen fasziniert, wie sie über die Bugwelle reiten, neugierig zu uns heraufschauen und aus dem Wasser springen. Fantastische Tiere!

Endlich kommen wir um 16 Uhr im uns bekannten Hafen an und legen auch gleich am gleichen Platz wie vor 2 Tagen an. Jetzt heisst es wieder telefonieren und das Batterieproblem melden. Der Spezialist empfiehlt uns, den Stromanschluss an Land zu benützen. Wir sind skeptisch: wird dann nicht gleich alles in Feuer aufgehen? 
Aber nein, alles geht gut, und die Batterien laden sogar wieder auf!?!?!
Jetzt ruhen wir uns etwas aus, bevor wir die Kirche besuchen, die damals schon Christoph Kolumbus besuchte, bevor er zu seiner historischen Fahrt im Jahr 1492 aufbrach.
Zum Nachtessen besuchen wir wieder die gleiche Pizzeria wie das letzte Mal. Und wieder ist der Fisch exzellent. Das haben wir uns verdient!

Tagesweg: 135 Meilen

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